MTG-Vorsitzende Ira Pechtel-Nondorf sagte, dass genau dieser Konflikt der Anlass für den Vereinspreis gewesen sei: Wir wollen damit gelungene Kooperationen als ,leuchtendes Beispiel' auszeichnen und gleichzeitig anderen Vereinen Mut machen, sich auch im Offenen Ganztag zu engagieren. Sie freute sich besonders, dass es dabei zu einer Kooperation zwischen dem Märkischen Turngau und den Kreissportbünden Ennepe-Ruhr und Märkischer Kreis sowie dem Stadtsportbund Hagen gekommen ist: Dadurch können wir 800 Vereine ansprechen.
Bei der Ausschreibung des Vereinspreises habe der MTG ganz bewusst kein Fragezeichen, sondern ein Ausrufezeichen hinter die Chance gesetzt. Trotzdem müsse man auf die Schwierigkeiten bei der Kooperation von Schule und Verein eingehen. Immer wieder höre man Klagen aus den Vereinen die OGS nimmt uns die Kinder weg oder die Kinder haben nach der OGS keine Lust mehr Sport zu treiben. Für einige Vereine scheine das die Begründung für den Mitgliederschwund zu sein. Mit dem Vereinspreis will der MTG deutlich machen, dass es auch andere, erfolgreiche Wege gibt.
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Die OGS muss sowohl quantitativ als auch qualitativ ausgebaut werden, forderte Prof. Dr. Rainer Bovermann. Inzwischen sprächen sich auch alle Parteien im Landtag für die Ganztagsbetreuung aus. Am Ausbau der OGS führe kein Weg vorbei. Gerade die Gymnasien täten sich zwar noch schwer damit, aber auch dort beginnt ein Umdenken, weiß der Bildungspolitiker.
Gleichzeitig müsse aber auch ein qualitativer Ausbau beginnen: Aus Betreuung muss Bildung werden, sagte Bovermann. Neben der räumlichen und personellen Ausstattung komme es auf das pädagogische Konzept der OGS-Träger an. Ganz wichtig: Die Zusammenarbeit mit der Schule muss besser werden. MTG-Vorsitzende Ira Pechtel-Nondorf merkte an, dass zum Beispiel Erzieherinnen, die den Großteil der OGS-Mitarbeiterinnen ausmachen, ein vergleichsweise geringes Gehalt bekommen und während ihrer Ausbildung nie etwas von OGS gehört haben. Die unterschiedlichen Professionen in den verschiedenen Schulformen und der OGS sollten sich auf Augenhöhe begegnen, erwiderte Bovermann, machte aber auch deutlich: Gleiches Gehalt für alle können wir nicht finanzieren.
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Der Sportwissenschaftler Dirk Henning war in vielen ehrenamtlichen Funktionen im Sport tätig, bevor er vor einem Jahr Referent für das Programm NRW bewegt seine Kinder beim WTB wurde. Er weiß von der Skepsis vieler Vereine, ob sich die Kooperation mit der OGS überhaupt lohnt, machte aber auch an wenigen Zahlen deutlich, dass eigentlich kein Weg daran vorbei führt: Im Bereich des MTG besuchten 2440 Kinder im Schuljahr 2005/06 die OGS, 2011/12 waren es bereits 6260. Die Vereine sollten das Thema nicht aus der Vereinsperspektive, sondern aus Kindersicht betrachten und sich deshalb fragen, wie sie den Kindern und Jugendlichen weiterhin gerecht werden können.
Eine gute Zusammenarbeit sei immer ein Gewinn für beide Seiten, zeigte sich Henning überzeugt: Die Kinder lernen Sport und lernen durch Sport. Er rief dazu auf, sich auch als Sportverein mit dem demografischen Wandel zu beschäftigen: Was bedeutet das für die Schule und was bedeutet das für das Ehrenamt im Sport?
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Als wir unsere Zusammenarbeit angeboten haben, war der Schulleiter zuerst skeptisch, weil das mehr Aufwand bedeutet. Der OGS-Leiter war sofort begeistert, weil er sich davon Entlastung erhoffte, berichteten Annette Gerard-Schulte und Petra Albert vom TSV Ihmert. Angefangen hatte alles 2006 mit dem DTB-Turntest an zwei Stunden am Vormittag: Die Übungsleiterinnen haben sich dafür extra einen freien Tag genommen. Das sei sehr harte Arbeit gewesen, die sich aber gelohnt habe. Heute betreut der TSV Ihmert zwei Gruppen an der Grundschule. Die Zusammenarbeit ist nicht immer einfach, die Übungsleiter-Situation schwierig, fassten die beiden TSV-Vorstandsmitglieder zusammen: Aber beide Seiten profitieren. Wir können die Sporthalle im gewohnten Umfang nutzen, wir haben neue Mitglieder gewonnen und unser Ansehen ist gestiegen.
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Monika Middelmann vom TuS Stockum erzählte, dass sie im Jahr 2000, als es die OGS noch gar nicht gab, ihre Mitarbeit im Sportunterricht angeboten hatte. Schulleiterin Ulrike Giselbach war begeistert: Bewegung ist elementar wichtig. Inzwischen sind 140 der 200 Grundschüler in der OGS, und die meisten davon in unserem Verein, freut sich Monika Middelmann. Auf das größte Problem der Zusammenarbeit wies Vereinsvorsitzender Peter Ludwig hin: Alle haben gesagt, das ist ein super Modell, aber Geld gibt es dafür nicht. Auf Dauer sei die Arbeit aber ehrenamtlich nicht zu leisten. Das sah auch Peter Neuhaus, Vorsitzender des TSV Dahl so: Wir haben als Vereine das Recht, für unsere Leistung Honorar zu verlangen. Sein Verein bekomme vom Träger der OGS darüber hinaus Geld für Geräte und für ÜL-Fortbildungen. Hauptproblem sei aber die Bereitstellung von Mitarbeitern, sagte Dirk Baunscheid, Vorsitzender des Milsper TV: Wir haben in Ennepetal niemanden gefunden, der zwischen 14 und 16 Uhr in die OGS gehen könnte.
Prof. Bovermann, der mit der MTG-Ehrenvorsitzenden Gerda Ottner und dem früheren KSB-Vorsitzenden Hans Pechtel die Jury für den Vereinspreis bildet, zeigte sich sehr erfreut über die Auftaktveranstaltung: Mir ist heute sehr viel klarer geworden, wo die Probleme in den Vereinen liegen.
Bewerbungen um den Vereinspreis können bis Ende Januar 2013 eingereicht werden.